In dem berühmten Bild von Leonardo Da Vinci „Das Abendmahl“ (fertig 1487) sitzen Jesus und 12 seiner Jünger hinter einem langen Tisch und essen und trinken – Jesus in ihrer Mitte. Tatsächlich aber lagen die 13 Männer bei diesem Mahl auf Liegen, die man im Griechischen „Kliné“ nennt. Dieses gemeinsame Essen und Trinken war etwas Besonderes. Es war wahrscheinlich eine Art Abschiedsessen – ein Moment, der für alle Christen nach Jesu Tod sehr wichtig wurde.
Ob das Mahl genau am Pessach-Fest stattfand, wissen wir nicht. Nach dem Markusevangelium war das Mahl ein Pessach-Mahl, nach dem Evangelium des Johannes fand es am Abend vor dem Pessach-Fest statt und war ein normales gemeinsames Essen. Sicher ist nur: Es fand in einem Raum in Jerusalem statt – vielleicht auf dem Südwesthügel.
Bei diesem Essen waren Jesus und die Zwölf zusammen. Diese waren eine Gruppe von Männern, die eine besondere Rolle hatten. Sie symbolisierten die ursprünglich einmal zwölf Stämme Israels. Jesus wollte damit alle Stämme und damit das Volk Israel wieder ganz zusammenbringen. Er setzte damit ein Zeichen der Einheit.
Zu ihnen gehörten bekannte Namen: Simon Petrus, der eine besondere Rolle spielte und später die Jerusalemer Gemeinde leitete; Andreas, sein Bruder; die Geschwister Johannes und Jakobus; Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, Thaddäus, Simon Kananäus – und schließlich Judas Iskariot. Laut dem Lukasevangelium könnte aber statt Taddäus ein weiterer Judas, Sohn des Jakobus, mit dabei gewesen sein.
Was genau passierte bei diesem Essen? Das Markusevangelium (Mk 14,18 – 26) gibt uns ein paar Hinweise:
- Man lag zu Tisch und aß gemeinsam:
„Während sie zu Tisch waren und aßen…“
- Man tauchte das Brot in eine gemeinsame Schale:
„Einer von euch, der mit mir in dieselbe Schüssel eintunkt…“
- Jesus nahm das Brot, brach es und verteilte es:
„Nehmt, das ist mein Leib.“
- Jesus nahm einen Kelch mit Wein, reichte ihn herum und alle tranken daraus:
„Dann nahm er den Kelch, gab ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus.“
- Am Ende des Essens sangen sie ein gemeinsames Lied:
„Nach dem Lobgesang gingen sie hinaus…“
Das stellt wohl den historischen Kern des Essens dar. Bei allem, was darüber hinaus in den Evangelien steht, gibt es verschiedene Darstellungen. So ist auch der genaue Wortlaut der sogenannten Einsetzungsworte nicht sicher rekonstruierbar. Die Einsetzungsworte sind die Worte, die Jesus beim Austeilen von Brot und Wein gesprochen und mit denen er die Bedeutung seines Handelns erklärte.
Die Texte in den Evangelien weisen in den Einsetzungsworten Unterschiede auf und spiegeln bereits die Praxis der jungen Gemeinde wider, so dass der historische Kern nicht mit Sicherheit erhoben werden kann. Die Texte zeigen aber, dass dieses einmalige Mahl im christlichen Mahlgottesdienst immer wieder aufgenommen und „wiederholt“ wurde.
Als sicher historische Aussage von Jesus wird in der Forschung dagegen der Satz: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes.(Mk 14,25) angesehen.
Damit meinte Jesus: Er wird bald sterben, aber er wird in das Gottesreich kommen. Dieser Satz zeigt seine Hoffnung darauf, dass das Gottesreich auch nach seinem Tod weiter besteht und sich ausbreitet.
Ein wichtiges Detail bei diesem Mahl soll noch erwähnt werden: Einer der Zwölf, Judas Iskariot, wird Jesus verraten. Er wird ihn an die römischen Soldaten ausliefern. Aber interessanterweise spricht die älteste Überlieferung des Mahls Judas gar nicht ausdrücklich an. Trotzdem gehört sein Verrat zu den entscheidenden Ereignissen nach diesem Essen.
Das letzte Mahl war nicht das einzige Essen, das Jesus mit Menschen teilte. Er aß oft mit Außenseitern, Sündern und Kranken. Doch dieses Abschiedsmahl war etwas Besonderes. Es war ein Essen mit den Zwölf – und gleichzeitig der Startpunkt für etwas Neues.
Auch wenn es kein traditionelles Pessach-Mahl war, erinnert es an das Befreiungsfest der Israeliten in Ägypten. Gott befreite damals sein Volk aus der Sklaverei. Das letzte Mahl Jesu steht ebenfalls für Befreiung: Gott will die Menschen retten – von Angst, Schuld und Trennung. Und Jesus bringt damit zum Ausdruck, dass er symbolisch im Brot, das seine Anhänger:innen untereinander und in seinem Namen brechen, weiter bei ihnen ist.