Wenn man verstehen will, was Jesus wichtig war, dann sollte man über sein Sprechen vom „Reich Gottes“ nachdenken. Das klingt erstmal etwas altmodisch. Manche denken vielleicht an Könige mit Kronen oder an große Paläste und Königreiche. Aber bei Jesus geht es um etwas anderes. Er hat eine Vorstellung, eine Vision, davon, wie die Welt besser sein kann und wie Gott sie eigentlich haben will. Das nennt er das Reich Gottes. Damit meint er eine neue, bessere (Welt-)Ordnung, wo es gerecht, friedlich und liebevoll zugeht.
Die Idee vom Reich Gottes kommt aus dem jüdischen Glauben. Früher hatten die Israeliten Könige, dann wurde das Land erobert, und es gab keinen König mehr. Da dachten die Menschen: Gott selbst ist unser König! Er ist gerecht und kümmert sich vor allem um die Armen und Schwachen. Das kann man in Psalmen lesen, also Liedern aus der Bibel. Da steht: Gott gibt Hungernden Brot, er richtet die Gebeugten auf und hilft den Waisen und Witwen. Das klingt doch nach einer richtig guten Herrschaft, oder?
Später gab es unter einigen jüdischen Menschen noch mal eine andere Überlegung zum Reich Gottes. Fremde Mächte regierten das Land. Viele dachten: Das Reich Gottes kommt erst am Ende der Zeit. Dann wird Gott alles Böse besiegen und eine neue Welt voller Frieden und Gerechtigkeit schaffen. Manche glaubten sogar, das passiert ganz bald. Jesus hat diese Hoffnung geteilt. Aber er hat noch mehr gesehen und gemerkt: Das Reich Gottes beginnt schon jetzt! Mit ihm, durch ihn und um ihn herum. Seine Taten zeigen es. Er heilt Kranke, er isst mit Menschen, die ausgestoßen sind, und er gibt den Schwachen Hoffnung.
Jesus hat nie eine genaue Erklärung über das Reich Gottes gegeben. Aber er hat Gleichnisse erzählt, also kleine Geschichten. Zum Beispiel hat er gesagt: Das Reich Gottes ist wie ein winziges Senfkorn. Es wächst und wird zu einem großen Baum, in dem die Vögel nisten. Damit hat er gemeint: Es fängt klein und im Verborgenen an, aber es wird groß und mächtig.
Das Reich Gottes ist kein Palast. Es ist ein Raum, in dem Menschen einander helfen und lieben. Besonders die, die sonst vergessen werden: Arme, Kranke, Außenseiter. Jesus sagt: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (Mk 2,17)Es geht darum, dass alle dazugehören – auch Sünder oder Menschen, die Fehler gemacht haben. Für Jesus ist das Reich Gottes eine Einladung zum Eintreten auf einen besseren Weg. Es verändert alles: die Menschen, die Beziehungen untereinander und die Beziehung zu Gott. Es geht darum, Hoffnung zu haben und mitzumachen. Alle Menschen können ein Teil davon sein – durch kleine und große Taten der Liebe, des Mitgefühls und der Gerechtigkeit.