Die Kreuzigung war zur Zeit Jesus eine der schlimmsten Strafen. Man starb sehr langsam und qualvoll. Deshalb kreuzigten die Römer meistens keine eigenen Bürger. Sie richteten so vor allem Sklaven, Freigelassene, Räuber und Piraten hin. Diese Strafe sollte zeigen: “Passt auf, was ihr tut, sonst passiert euch das auch!” In Judäa und Galiläa waren die römischen Statthalter besonders streng. Sie kreuzigten nicht nur die Anführer von Aufständen, sondern auch deren Anhänger.
Jesus von Nazaret wurde wahrscheinlich wegen Aufruhrs und Hochverrats angeklagt. Das bedeutet, man beschuldigte ihn, gegen die römische Herrschaft zu sein und einen Aufstand zu planen. Am Kreuz hing eine Tafel mit der Aufschrift “Der König der Juden”. Damit wollten die Römer zeigen, warum Jesus hingerichtet wurde.
Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und eine Aufschrift gab seine Schuld an: Der König der Juden. (Mk 15,26par)
Nach den Evangelien gab es vor der Kreuzigung einen Prozess. Dabei wurden Anklagen erhoben und Pontius Pilatus, prüfte die Sachlage. Dieser Prozess hieß “cognitio extra ordinem”. Das bedeutet, dass der Richter die Fakten überprüfte und dann entschied, ob die Anklage berechtigt war. Der Prozess und die Verurteilung von Jesus liefen nach römischem Recht ab, aber es war trotzdem Unrechtsjustiz. Jesus wurde zu Unrecht wegen Hochverrats verurteilt und auf grausame Weise gekreuzigt.
Pontius Pilatus wird oft als schwacher Richter dargestellt, der von den Hohenpriestern manipuliert wurde. Aber das ist nicht richtig. Pilatus war rücksichtslos und brutal, aber auch erfolgreich in seiner langen Amtszeit. Er arbeitete gut mit dem Hohepriester Kajaphas zusammen. Es ist unwahrscheinlich, dass Pilatus nur eine Marionette der jüdischen Autoritäten war. Vor dem Pessachfest rechnete Pilatus mit Unruhen und ließ deshalb viele Soldaten in Jerusalem stationieren, um bei Bedarf eingreifen zu können.