Laut dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus war Galiläa sehr fruchtbar. Besonders die Gegend um den See Genezareth hatte gute Böden und ein angenehmes Klima. Es gab dort viele Arten von Landwirtschaft, wie den Anbau von Gerste, Weizen, Weintrauben und Oliven. Viehhaltung war ebenfalls weit verbreitet. Feigen wuchsen nur in Untergaliläa. Am See gab es auch Nussbäume und Palmen. Die Menschen lebten meistens in kleinen Dörfern. Nazaret hatte etwa 400 Einwohner, Kafarnaum ungefähr 1000. In Städten wie Sepphoris, Magdala oder Tiberias wohnten zwischen 8000 und 12000 Menschen. Insgesamt lebten in Galiläa etwa 150.000 bis 200.000 Menschen.
In den letzten Jahrzehnten haben Ausgrabungen viel über das Leben in Galiläa verraten. Früher dachte man, es gab zur Zeit Jesu keine Synagogen. Aber man hat Reste von Synagogen in Magdala und Tel Rekhesh gefunden. Das zeigt, dass es in vielen Orten Synagogen gab, die auch für andere öffentliche Zwecke genutzt wurden. Obwohl Galiläa von Judäa getrennt war, waren die Leute dort sehr gläubig. Sie achteten besonders auf die Reinheitsbestimmungen ihrer Religion. Jesus wuchs also in einer stark jüdisch geprägten Gegend auf.
In Galiläa gab es verschiedene Wohnhäuser. Reiche Menschen lebten in Villen oder großen Häusern mit Innenhöfen. Solche Häuser wurden zum Beispiel in Magdala gefunden. Die einfachen Leute lebten in Häusern mit zwei oder mehr Räumen oder in Wohnquartieren. Ein bekanntes Beispiel ist das „Haus des Petrus“ in Kafarnaum. Die Fischer, die Jesus folgten, waren weder reich noch die ärmsten Leute. Sie verdienten genug, um zu leben, aber mussten oft hart arbeiten.
Viele Bauern konnten ihre Familien kaum ernähren. Sie mussten ihr Land von Großgrundbesitzern pachten. Krankheiten, Missernten oder der Tod des Familienoberhaupts konnten schnell zu Problemen führen. Die Abgaben an Steuern waren hoch, wohl häufig mehr als die Hälfte des eigenen Einkommens.
Der Landesherr Herodes Antipas führte große Bauprojekte durch. Er baute die Städte Sepphoris und Tiberias neu auf. Das brachte wirtschaftlichen Aufschwung und Arbeitsplätze, aber auch soziale Veränderungen. Das Gefälle zwischen Reichen und Armen wurde größer.
Galiläa war eng mit anderen Regionen verbunden. Ein gut ausgebautes Straßennetz erleichterte den Handel. Münz- und Keramikfunde zeigen, dass Galiläa viele Verbindungen zu anderen Städten hatte. Jesus und seine Jünger reisten viel, um zu predigen. Sie kannten Marktplätze, Straßen, Banken, Kaufleute, Gerichte und Gefängnisse. Jesus reiste auch in nichtjüdische Regionen, weil dort ebenfalls jüdische Menschen lebten.