Der wahrscheinlichste Ereignisablauf in den letzten Tagen Jesu lässt sich anhand der vier biblischen Evangelien rekonstruieren, die in den folgenden Äußerungen in großen Teilen übereinstimmen:
Im Markusevangelium wird von einem Tötungsbeschluss der jüdischen Autoritäten berichtet (Mk 14,1). Zu dem Zeitpunkt des Tötungsbeschlusses soll sich Jesus laut dem Markus-, Matthäus- und Johannesevangelium in Betanien befunden haben, wo er im Haus von Simon dem Aussätzigen zu Gast war.
Im Haus des Simon soll Jesus – laut des Markus und Matthäusevangeliums – eine Kopfsalbung von einer fremden Frau erhalten haben (Mk 14,3-9 und Mt 26,6-13). Das Johannesevangelium berichtet hingegen von einer Fußsalbung durch Maria, die Schwester Martas. Danach berichten die Evangelien von einem letzten Mahl, das mit Jesus und seinen zwölf Jüngern stattgefunden haben soll.
Dieses letzte Mahl wird im Markus-, Matthäus-, und Lukasevangelium als Pessachmahl gefeiert. Bei Johannes wird das gemeinschaftliche Essen als ein ‚normales‘ Mahl bezeichnet, also als ein gemeinschaftliches Abendessen.
Nach dem Abendmahl wird berichtet, dass Jesus mit seinen Anhänger:innen zum Ölberg gegangen sein soll. Auf dem Ölberg sagt Jesus die Verleugnung durch Petrus voraus. Jesus soll zu Petrus gesagt haben: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. (Mk 14,30).
Anschließend soll Jesus im Garten Getsemani verhaftet worden sein. Bei der Verhaftung spielte Judas Iskariot eine entscheidende Rolle, da dieser Jesus durch einen Kuss als den Gesuchten identifizierte.
Bei den Synoptikern (also Markus, Matthäus und Lukas) findet die Verhaftung Jesu durch die Tempelpolizei statt, wobei laut Johannes auch römische Soldaten anwesend gewesen sein sollen. Danach berichten die Evangelien von der Verleugnung durch Petrus und die Auslieferung Jesu an die jüdischen Autoritäten.
Bei den Synoptikern handelt es sich dabei um den Hohen Rat (das Synhedrium) und bei Johannes um die Hohenpriester Hannas und Kaiaphas. Der eigentliche Prozess gegen Jesu findet aber übereinstimmend vor dem römischen Präfekten Pontius Pilatus statt.
Der Prozess, in dem kein juristischer Urteilsspruch fällt, endet mit der Freilassung des Barabbas – Markus nennt ihn einen Aufrührer und Mörder – und der Verurteilung Jesu am Kreuz.
Geht man nach der Erzählung der kanonischen Evangelien, so wird Jesus nach der öffentlichen Verurteilung an die römischen Soldaten übergeben. Der Nazarener wird gegeißelt und anschließend auf dem Hügel Golgota außerhalb der Stadt gekreuzigt.
Die kanonischen Evangelien berichten außerdem, dass Jesus während der Kreuzigung durch die römischen Soldaten verspottet wurde. Außerdem befestigte man einen Titel an das Kreuz Jesu, auf dem gestanden haben soll: „Jesus von Nazareth, der König der Juden.“ Die Kreuzigung selbst und der Tod Jesu sollen an einem Freitag stattgefunden haben.
Die synoptischen Evangelien überliefern, dass der Freitag der Tag des Pessachfestes gewesen sei, während der Schreiber des Johannesevangeliums behauptet, dass die Kreuzigung Jesu und sein Tod auf den Rüsttag vor dem Pessachfest gefallen wäre. Nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, stellte der Ratsherr Josef von Arimatäa ein Grab zur Verfügung, in das der Leichnam Jesu gelegt wurde.
Auch wenn das Johannesevangelium einige zusätzliche Passagen liefert, stimmen die vier kanonischen Evangelien mit der (Vor-)Passion Jesu in großen Teilen überein. Alle Evangelien liefern wichtige Informationen über die letzten Tage Jesu, anhand derer man einen (wahrscheinlichen) historischen Ablauf über die letzten Tage des Nazareners rekonstruieren kann.